Ich nehme im Rahmen von Erasmus+, dem Austauschprogramm der EU, an einer individuellen Schüler Kurzzeitmobilität teil und bin deswegen jetzt einen Monat in Lettland. Hier teile ich meine Eindrücke aus der ersten Woche:
Montag:
Ich bin in Riga angekommen, meine Gastfamilie hat mich abgeholt und nach ein paar Zwischenstopps ging es auch nach Tukums, wo bereits die erste Spezialität auf mich wartete, ich habe einen Schluck „Kvass“ probiert, den Geschmack kann man einfach nicht beschreiben. (Mein Austauschpartner hat es mit „weder Cola noch Bier“ probiert) Es war übrigens Feiertag (Wiederherstellung der lettischen Unabhängigkeit) deswegen waren überall lettische Fahnen. Mein erster Eindruck: zwar regnet es hier nicht, es ist aber mindestens genauso kalt hier.
Dienstag:
Der erste Schultag startete damit, dass ich an meiner Schule vorbeilief… Aber auch aus gutem Grund, denn es ging heute in eine kleinere Schule in der Nähe, für‘s „Militärtraining“. Zuerst Theorie zu Aufstellung und Formationen, danach nahm jeder eine Waffenattrappe und wir sind auf den Schulhof gegangen und haben dort die ganzen Gruppenbewegungen geübt, darunter auch Absicherungsübungen. Am Nachmittag sind wir dann zu Fuß bis hin zum Wald gelaufen, wo wir eine weitere Absicherungsübung durchgeführt haben, diesmal aber mit einem ungeladenen Airsoft Gewehr und im Zweier Team (einer feuert, während der andere seine Position ändert, jeweils abwechselnd).
Ein seltsames Gefühl, mit einer Waffenattrappe in der Stadt und auf dem Schulhof rumzulaufen, aber angesichts des Krieges, den das große Nachbarland führt und der strategische Lage Lettlands ist es durchaus nachvollziehbar, warum diese Ausbildung hier Teil des Lehrplans ist.
Mittwoch:
Mein erster „normaler“ Schultag! Mit Englisch in den ersten beiden Stunden war es relativ entspannt. Zeitgleich musste ich erst noch feststellen, dass die Stunden und Pausen hier ein wenig anders verteilt sind. Statt langen Pausen hat man hier zwischen den Stunden jeweils zehn Minuten Pause und dann am Mittag noch eine lange Pause, um beispielsweise in der Cafeteria zu essen. Zudem ist der Stundenplan hier nicht fest und wird von Tag zu Tag, je nach Bedarf, geändert.
Was sonst noch so anders ist:
- hier nutzen alle ihr Handy
- nach Referaten (zumindest in meiner Klasse) wurde nicht geklatscht
- niemand meldet sich, es wird einfach reingerufen
In der dritten Stunde folgte Deutsch, es wurden Präsentationen über Deutschland gehalten, selbst ich habe Neues dabei gelernt. Danach noch das Fach „Klasse“, was genau man da jedes Mal macht, weiß ich ehrlich gesagt nicht, diesmal haben wir Karten für den Muttertag gebastelt. Am Nachmittag wurde ich von meinem Austauschpartner und einer Klassenkameradin durch Tukums geführt.
Donnerstag:
Der Tag startete in der Schießhalle. Nach kurzer Einführung wurde Freihand (also nicht wie beim Gewehr aufstützen) mit Luftpistolen geschossen, als Teil des Sportunterrichts. Jeder Schüler hatte jeweils 8 Schüsse. Im weiteren Verlauf des Tages hatte ich noch Lettisch Unterricht, als Aufgabe sollte ich das Gedicht „Tukums“ von Imats Liedonis (1933-2013) in „lettischer Schrift“ abschreiben. Ich brauche deutlich lange zum Schreiben, die Schrift ist teilweise noch gewöhnungsbedürftig.
Freitag:
Es gab heute in der Bibliothek für die Zehntklässler eine Präsentation zur EU, auf Englisch. Anlässlich des Europa Tags ging es um mehrere verschiedene Austauschprogramme der EU für junge Menschen.
Nach der Mittagspause folgte dann noch ein Online Meeting mit einer Schule in Litauen, ich hatte die Ehre ein paar Grußworte auszurichten. Für mich ein besonderer Tag, da ich weiß, dass ich Dank der EU sowas erleben darf.
Ich weiß meinen Auslandsaufenthalt hier sehr zu schätzen.
Nach einer Woche bin ich langsam hier angekommen.
Viele Grüße aus Lettland!
Happy Europe Day!!!
Sebastian Dambacher 11b